Wissenschaftler über Klimawandel
 
Die Schmelze der Antarktis: Interview mit Professor Peter Barrett   
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Wunderbare und fürsorgliche Freunde, herzlich willkommen zu „Planet Erde: unser liebevolles Zuhause“ auf Supreme Master Television. Diese Woche haben wir das Glück, mit Dr. Peter Barrett, Professor der Geologie und Direktor des Antarktis-Forschungszentrum an der Victoria Universität in Wellington, Neuseeland, sprechen zu können.

Professor Barrett hat mehr als vier Jahrzehnte damit zugebracht, die Antarktis zu studieren; er interessierte sich besonders für ihre geschichtliche Entwicklung. In den 1960ern verbrachte Professor Barrett 5 Jahre an der Ohio State University, USA, wo er seine Doktorarbeit vollendete. Er arbeitete auch in der Antarktis und kartographierte die Berge des Kontinents. So war er zunehmend fasziniert von der alten Geschichte der Region. Als er nach Neuseeland zurückkehrte, nahm er auf hoher See an einer Expedition zur Meeresboden-Bohrung in der Nähe der Antarktis teil. Er entdeckte, dass die Bohrkernprobe der Schlüssel zum Aufspüren der Vergangenheit des antarktischen Kontinents ist. Gegenwärtig entnimmt Professor Barrett Eis-Bohrproben in der Antarktis, um die klimatischen und chemischen Veränderungen zu verstehen, die in der Gegend im Laufe der Zeit stattgefunden haben.

Supreme Master TV: Sie haben an verschiedenen antarktischen Bohrprojekten in den letzten 30 Jahren teilgenommen. Können Sie uns sagen, wie diese Projekte uns zu einem besseren Verständnis des früheren und jetzigen Erdklimas führen?

Prof. Peter Barrett: Die Polargebiete sind ganz besonders empfindliche Teile des Planeten. Der größte Teil der Hitze, die durch die Sonne in den Tropen hereinkommt, wird nach unten zu den Polen geleitet.
Aber die Veränderungen sind in den Polargebieten größer als in den zentraleren Teilen der Erde; und über die Bohrungen erhalten wir wirklich eine Klimageschichte, die uns in der Zeit zurückführt. Weil die Antarktis größtenteils von Eis bedeckt ist, können wir nicht wie auf anderen Kontinenten exponiertes Gestein verwenden; daher ist Bohren so wichtig.

Professor Barrett untersucht auch die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Eisdecken der Erde und den anschließende Anstieg des Meeresspiegels. Dr. Jay Zwally, ein führender amerikanischer Klimatologe bei der US-amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde (NASA) hat erklärt, dass die Arktis im Sommer 2012 eisfrei sein könnte. Professor Peter Barrett sprach mit uns über die möglichen Konsequenzen eines solchen Ereignisses.

Prof. Peter Barrett: Es wird weitreichende Folgen haben. Aber vielleicht ist es zunächst wichtig zu sagen, dass die Veränderungen dort schneller als vorhergesagt stattfinden. Vor 10 Jahren nahmen wir an, dass diese Schmelze erst später in diesem Jahrhundert stattfinden würde. Aber wir gewinnen darüber jetzt so schnell Erkenntnisse; es ist wichtig zu erkennen, dass unsere Kenntnisse Schritt halten müssen, um für die Zukunft bessere Beurteilungen abgeben zu können.



        Image showing Antarctic snowmelt in various areas for the first time (Image Credit - Nasa.gov)

Es wird auch viel diskutiert über das Abschmelzen der Eisdecken Grönlands; der Zerfall des Eises in der Antarktis ist auch ein bedeutsames Merkmal der globalen Erwärmung. Dieser kostbare Ort beherbergt 90 % des Eises der Welt und hat daher die meisten Süßwasserreserven. Wenn die Antarktis komplett abschmelzen würde, entspräche das einem potenziellen Meeresspiegelanstieg um 190 Fuß oder 58 m. Diese Zahl bezieht nicht den thermalen Zuwachs, d. h. den Anstieg des Wasservolumens durch Erhitzung mit ein, durch den der Meeresspiegel noch weiter steigen könnte.

Prof. Peter Barrett: In den letzten vier Jahren haben wissenschaftliche Berichte, nicht nur aus der Antarktis, – obwohl sie bedenklich sind – sondern auch aus tropischen Regionen, ziemlich klar gemacht, dass es das menschliche CO2 ist, der Treibhausgasausstoß, das die Veränderung verursacht, die wir beobachten. Und ich denke nur an den Friedensnobelpreis, der Al Gore und dem Weltklimarat (IPCC) verliehen wurde. Es war ein Friedenspreis, aufgrund der Arbeit, die das Komitee für das Verständnis und die Handhabung des Klimaproblems geleistet hat.

Die Antarktis lässt sich in drei Hauptbereiche unterteilen: die Halbinsel, die westliche Antarktis und die östliche Antarktis. Im März 2008 löste sich ein großer Teil des Wilkins-Eisschelf mit etwa 405 qkm von der Halbinsel. Im Januar 2009 wurde berichtet, dass fast das ganze Eisschelf, das mehr als 14.000 qkm misst, kurz vor dem vollständigen Zusammenbruch steht.

Prof. Peter Barrett: Der Fall des Wilkins Eisschelf ist bedeutsam, denn die antarktische Halbinsel erwärmt sich schneller als irgendein anderes Gebiet der Erde. Die Erwärmungsrate ist etwa zweieinhalb Grad in den letzten 50 Jahren. Das gilt auch für die Arktis und für Sibirien, aber im größten Teil des Restes der Welt geht es nicht so schnell. Und das ist jetzt als eine Reaktion auf diese Erwärmung anerkannt, die ja selbst ein Teil der größeren globalen Erwärmung ist, die wir jetzt zu erleben beginnen. Es ist eine Warnung!

 2008 partial collapse of the Wilkins Ice Sheet, showing ice strip holding back further collapse
(Image Credit - the National Snow and Ice Data Center)

Prof. Peter Barrett: Mit den Kenntnissen, die wir jetzt über die Erdgeschichte und die CO2-Levels der Vergangenheit haben, ist es ziemlich klar, dass wir jetzt in eine sehr gefährliche Periode des Klimawandels eintreten. Während unserer Arbeit in der Antarktis brach die Westantarktische Eisdecke zusammen oder war einfach nicht da.

Wir haben gute Aufzeichnungen von vor drei oder vier Mio. Jahren als der CO2-Gehalt weniger als 400 ppm betrug. Und wir nähern uns dem jetzt. Das heißt jetzt nicht, dass wir erwarten, dass in dem Moment, da dieser Punkt erreicht wird, die Antarktis sofort reagiert; es heißt jedoch, dass wir tatsächlich das Klima haben, in dem es schließlich stattfinden wird.
Zunächst einmal ist die Reihenfolge sehr klar – die Eisschelfs brechen zuerst ab. Sie haben das Wilkins-Eisschelf erwähnt, das weiter nördlich liegt; aber das geschieht bereits. Das Ross-Eisschelf ist viel größer; es braucht eine Temperaturerhöhung um vier oder fünf Grad. Aber das könnte innerhalb von wenigen Jahrzehnten geschehen und wenn es verschwindet, wird das Eis der Westantarktis freigesetzt. Es ist also schwer zu sagen, was schlimmer ist: dass es bereits jetzt geschieht oder dass eine Zivilisation mit dem Wissen lebt, dass es passieren wird und dass der Meeresspiegel in der Folge um ca. 10 oder 15 m ansteigen wird.

Es gibt noch ein anderes Risiko in Bezug auf Methan: die Tatsache, dass Milliarden von Tonnen in fester Form in den Meeren gelagert sind und in einer sich erwärmenden Welt entweichen könnten.

Momentan sprudelt in der Arktis das Methan hervor; das wurde im letzten Jahr beobachtet. Das Schmelzen der Permafrost-Böden setzt Methan frei und niemand weiß, wann der Punkt erreicht ist, da es zu einem katastrophalen Missverhältnis beim Methanausstoß kommt. Das ist ein sehr guter Grund, die globalen Temperaturen so niedrig wie möglich zu halten.

In solch kritischen Zeiten braucht die Welt gesunde Lösungen und sofortiges Handeln, sowohl auf individueller als auch auf Regierungsebene. Prof. Barrett erklärt:

Ich sehe einfach eine sehr offensichtliche moralische Verpflichtung. Man kann sie persönlicher machen, indem man von seinem persönlichen Kohlendioxid-Ausstoß spricht. In meinem Land liegt der CO2-Ausstoß ungefähr bei vier Tonnen pro Person und Jahr. Das ist sehr viel.
In Ländern wie Indien oder China ist er viel geringer als eine Tonne; obwohl die Emissionen vielleicht hoch sind, ist der Ausstoß des Einzelnen niedrig.
Das Kernproblem ist das CO2; besonders, weil es ein Gas ist, das sehr langlebig ist. Und ich sehe es daher als unsere Verantwortung an, die CO2-Emissionen zu reduzieren und zu eliminieren, damit die Erde ihr Gleichgewicht wieder gewinnt.

Supreme Master TV:
Was halten Sie für wichtige Aktionen, die auf Führungsebene unternommen werden müssen?

Prof. Peter Barrett: Für mich ist das Wichtigste, das Problem anzuerkennen und sich auf jeder Ebene für die Möglichkeiten des Umgangs mit ihm, einzusetzen. Für mich ist Barack Obama dafür ein hervorragendes Beispiel; er hat eine sehr deutliche Erklärung abgegeben, die ich gerne vollständig zitieren würde. Sie war für mich eine ziemliche Erleichterung und hat mich sehr inspiriert. Er sagt im wesentlichen, die Wissenschaft habe verstanden, dass es ein großes Problem sei, das nicht länger verleugnet werden könne, und dass wir jetzt handeln müssten.

Supreme Master TV: Und welche Veränderung würden Sie auf persönlicher Ebene anregen, um den Klimawandel zu reduzieren?

Prof. Peter Barrett: Es gibt viele und ich denke wirklich, dass die Handlungen des Einzelnen genauso wichtig sind wie Regierungsaktionen. Der Grund dafür ist, dass wir persönlich positiv sein müssen, uns herausgefordert fühlen müssen und glauben müssen, dass wir das Bestmögliche erreichen können. Und wir sollten diese gedanklichen Aktionen auch ausführen, indem wir ein einfaches Leben führen und darüber nachdenken, was wir tun; und so wenig Energie wie möglich nutzen.

Laut dem Bericht der Welternährungsorganisation der UN (FAO) mit dem Titel „Der lange Schatten der Viehzucht“ ist die Viehzuchtindustrie verantwortlich für den Ausstoß von mehr Treibhausgasen als der Transportsektor der ganzen Welt zusammengenommen – einschließlich der Autos, der Flugzeuge und der Schiffe. Der Nobelpreisträger und Vorsitzende des Weltklimarates Dr. Rajendra Pachauri hat auch erklärt, dass es der wirksamste Weg zur Reduktion unseres CO2-Ausstoßes ist, den Verzehr von Fleisch zu stoppen.
Tatsache ist, dass gemäß einer Studie der Dres. Gidon Eshel und Pamela Martin – Assistenzprofessoren für Geophysik an der Universität Chicago, USA – der CO2-Ausstoß pro Person und Jahr bei einer Ernährung mit Fleisch 1,5 Tonnen höher ist als mit einer pflanzlichen Ernährung. Wir fragten Prof. Barrett nach seinen Ansichten zum Nutzen einer vegetarischen Ernährung in Bezug auf den Klimawandel.

Prof. Peter Barrett: Ich kann den Nutzen einer vegetarischen Ernährung sehr klar erkennen. Ich habe meinen Fleischverzehr deutlich reduziert und ich werde das weiter tun. Ich denke, sich in diese Richtung – zur vegetarischen Kost hin – zu bewegen, ist wirklich ein sehr wichtiger Teil der Veränderungen, die wir machen.

Der zum Wellingtoner des Jahres 2006 ernannte Professor Barrett beschloss das Interview mit ein paar Worten der Ermutigung und der Hoffnung für den Planeten und seiner Bewohner.

Prof. Peter Barrett: Ich denke, es gibt in unserer Geschichte in der ganzen Welt Beispiele für positive Veränderungen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir das am Ende hinbekommen werden. Die einzige Frage ist, wie viel Schaden werden wir in dem Prozess erleiden? Darum ist Eile geboten; die nächsten paar Jahre sind wichtig.
James Hansen sticht hervor, indem er das deutlich macht. Sein Ziel von 350 ppm müssen wir, so glaube ich, einfach anerkennen und anstreben. Das haben wir jetzt überschritten, aber wir sind zu einem Technologie-Mix und einer veränderten Lebensweise aufgerufen, um den CO2-Anteil auf 350 ppm zu bringen und uns wirklich aus der Gefahrenzone zu holen.

Da die Eiskappen der Arktis und der Antarktis schmelzen, ist Handeln zwingend nötig, um CO2, Methan und andere Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und das Gleichgewicht unseres schönen Planeten wieder herzustellen.
Der einfachste und schnellste Weg, die globale Erwärmung zu stoppen, den jeder leicht und sofort einschlagen kann, ist eine pflanzliche Ernährung, eine vegane Ernährung, die zufällig auch ausgesprochen gut ist für unsere Gesundheit.

Zum Abschluss unserer Sendung möchten wir uns bei Prof. Peter Barrett für seine weisen Worte und seine kostbare Zeit bedanken.

Besorgte Zuschauer, wir möchten Ihnen aufrichtig danken für Ihre edle Gesellschaft bei Planet Erde: unser liebevolles Zuhause.
Als Nächstes sehen Sie „Erleuchtende Unterhaltung“ nach „Bemerkenswerte Nachrichten“ hier auf Supreme Master Television. Mögen wir alle umweltfreundliche Entscheidungen treffen, um schnell in eine grünere und mitfühlendere Ära einzutreten.

Website von Professor Peter Barrett:
http://www.victoria.ac.nz/antarctic/people/peter-barrett/index.aspx


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