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Vorstellung einer klimafreundlichen Ernährung: Ein Interview mit Dr. Annika Carlsson-Kanyama   
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Willkommen bei „Gesund leben“ auf Supreme Master Television. Heute wird die dringende Notwendigkeit, den Klimawandel umzukehren, überall auf der Welt anerkannt. Viele haben erkannt, dass die wirksamste und sofortige Maßnahme, die der Einzelne ergreifen kann, der Übergang zu einer vollwertigen, vegetarischen – also tierfreien – Ernährung ist. Studien über die Beziehung zwischen der Pflanzenkost und einer zukunftsfähigen Umwelt haben Neuland eröffnet für die wissenschaftliche Forschung und präsentieren neue Ernährungsweisen für den Alltag.

In dieser Ausgabe von „Gesund leben“ sprechen wir mit Dr. Annika Carlsson-Kanyama, einer prominenten Wissenschaftlerin des Königlichen Instituts für Technologie in Schweden. Zur Zeit arbeitet Dr. Carlsson-Kanyama sowohl als Forscherin und Projektleiterin der Energie und Umweltschutzgruppe/FOI in Stockholm als auch als Professorin in der Abteilung für industrielle Ökologie. Sie erwarb sich ihren Doktortitel an der Lund Universität und schrieb zahlreiche Artikel über die Auswirkungen des menschlichen Konsums und der Herstellungsverfahren auf die Umwelt. Sprechen wir nun mit Dr. Carlsson-Kanyama.

Supreme Master TV: Sie sprechen davon, dass die Quellen der Treibhausgase sowohl das Methan als auch das Kohlendioxid sind.

Dr. Annika Carlsson-Kanyama: Stickoxide; wir fügen die auch hinzu, denn Stickoxide entstehen bei der Produktion von Stickstoffdüngern, ihrer Ausbringung und der Ausbringung des Tierdungs. Wenn man also Rinder oder Schweine oder so hat, muss man die Stickoxidemissionen auch einbeziehen.

Sie sind viel ausschlaggebender auf hundert Jahre bezogen. Stickoxide sind fast 300 Mal gefährlicher als Kohlendioxid, während Methan, so denke ich, ungefähr 50 oder 60 Mal wirksamer ist. Also ist da ein wirklich riesiger Unterschied.

Diese zwei Gase haben bereits sehr viel globale Erwärmung verursacht. Und sie sind eng verknüpft mit dem Landwirtschaftssektor und der Viehwirtschaft. Ich kann mich auf eine Studie beziehen, die von der Welternährungsorganisation Ende 2006 gemacht wurde. Dort heißt es, dass 18 % der globalen Treibhausgase von der Viehzucht ausgestoßen werden. Das ist mehr als alle Autos der Welt zusammengenommen; und ein großer Teil dieser 18 % sind eigentlich Stickoxide und Methangase.

Also ist das ein großes Problem. Und ich denke auch in der öffentlichen Debatte darüber, wie Konsumenten den Klimawandel drosseln können, ist es ein Problem. Man könnte weniger Auto fahren, man könnte Energie sparende Glühbirnen benutzen; aber weniger Fleisch oder weniger Lebensmittel zu essen, die weniger Umwelt verschmutzende Treibhausgase erzeugen, das wird kaum erwähnt. Und es ist sehr wichtig, zumindest das Bewusstsein der Konsumenten dahingehend zu steigern.

Supreme Master TV: Können Sie uns den Lebenskreislauf der Kohlendioxidemissionen von rotem Fleisch im Vergleich zu einer auf Gemüse, einer auf Bohnen, basierenden Kost erklären?

Dr. Annika Carlsson-Kanyama: Fangen wir mit der Bohne an. Der Lebenszyklus der Bohne beginnt mit der Anzucht einer Bohne irgendwo auf einem Feld. Ein Traktor pflügt das Feld, jätet Unkraut, erntet usw. – und hier entstehen Kohlendioxid-Abgase, denn für den Traktor wird Diesel benutzt. Wir kalkulieren immer die Inputs, die Emissionen der Düngerproduktion, wenn es welche gibt; danach kommt der Transport, die Trocknung, die Verpackung, der Einzelhandel und dann wieder der Transport. Diese Bohnen werden nach Hause gebracht und gekocht.

Etwas Elektrizität und Gas wird benutzt und so weiter. Und dann kann man auch weitergehen und das Spülen des schmutzigen Topfes kalkulieren. Also das ist eigentlich ein sehr einfacher Lebenszyklus. Wenn man auf den Lebenskreislauf von Fleisch schaut – jeder Art von Fleisch – fängt es auf gleiche Weise an: mit der Produktion von Sojabohnen z.B. Es könnte auch Roggen, Weizen oder Mais sein, irgendetwas. Und diese Produkte werden dann zu Futter gemacht, um die Tiere in einem Pferch oder einem Stall zu füttern; Schlachthaus, Kühlen, Verpacken, Einzelhandel und zuletzt Kochen.

Der Lebenszyklus des Fleisches ist also viel komplizierter als der jedes vegetarischen Produkts, denn er beinhaltet zuerst die Produktion der Pflanzenprodukte, die in Futter umgewandelt werden. Und das ist ein Teil der Gründe, warum es wesentlich Umwelt verschmutzender ist, Rindfleisch, Schweinefleisch oder Hühnchenfleisch herzustellen, als vegetarische Produkte.

Denn manchmal werden z.B. zehn Kilo Futter benötigt, um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren; es gibt starke Emissionen von Kohlendioxid und Methangasen aus den Mägen der Tiere. Wir fügen all diese Emissionen hinzu und es kommt dabei heraus, dass zum Beispiel ein Kilo Rind verglichen mit einem Kilo Bohnen einen Unterschiedsfaktor von 40 haben kann im Bezug auf den Treibhausgasausstoß pro Kilo.

Wenn „Gesund leben“ zurück ist, setzen wir unser Gespräch mit Dr. Carlsson-Kanyama darüber fort, wie unsere Ernährung die Umwelt beeinflusst. Sie schauen gerade Supreme Master Television, bleiben Sie bitte dran.

Heute bei „Gesund leben“ spricht Dr. Annika Carlsson-Kanyama über die gesunde, klimafreundliche Ernährung. Einer ihrer bahnbrechenden Artikel heißt, „Klimawandel und Ernährungsalternativen – Wie können Treibhausgas-Emissionen durch den Nahrungskonsum reduziert werden?“ Sie begründet klar, dass eine vegetarische, also eine tierfreie Kost mit regionalen Lebensmitteln, den geringsten Treibhausgasausstoß und gleichzeitig den höchsten Nährwert hat.

Dr. Annika Carlsson-Kanyama: Ich bin sehr gespannt zu sehen, ob dieses Thema eines umweltfreundlichen Ernährungsmusters als politischer Tagesordnungspunkt auftauchen wird.

Supreme Master TV: Was verändert sich in Europa?

Dr. Annika Carlsson-Kanyama: Tatsächlich verändert sich etwas, denn ich denke, es dämmert uns mehr und mehr, dass der Klimawandel eines Tages, wenn wir die Emissionen nicht drosseln, eine solche Herausforderung für die Gesellschaft wird, dass wir die Lage nicht bewältigen. Ich meine, die neuesten Prognosen oder Szenarios des IPCC zeigen, dass wenn die Emissionen weiterhin steigen, wir vielleicht einen globalen Temperaturanstieg von mehr als sechs Grad bis zum Ende des Jahrhunderts haben.

Das ist eine größere Differenz als zur letzten Eiszeit – minus fünf Grad. Wir können uns so eine Welt nicht einmal vorstellen. Da ist das Risiko, dass der Meeresspiegel in diesem Jahrhundert um mehrere Meter steigen wird, wenn die Dinge schlecht laufen; und wir wollen nicht, dass dies geschieht, absolut nicht. Es wäre ein Desaster; wir können uns nicht vorstellen, wie wir damit zurechtkommen. Also müssen wir uns auf neuen Gebieten umschauen, wie man den Klimawandel abmildern kann und zwar schnell. Und das Ernährungsverhalten ist ein wichtiger Schritt.

Supreme Master TV: Können Sie uns also etwas darüber erzählen, wie Sie Menschen helfen, eine klimafreundliche Ernährung zusammen zu stellen?

Dr. Annika Carlsson-Kanyama: Ich denke, indem man den Leuten einige ziemlich einfache und robuste Ratschläge gibt, und das wäre bei einer klimafreundlichen Ernährung zum Beispiel die Vermeidung von rotem Fleisch. Und wenn man Gemüse auswählt, nimmt man das, welches nicht per Flugzeug transportiert wird; das Gleiche gilt für Obst.
Und vermeiden Sie das, was in Treibhäusern, in geheizten Treibhäusern, während des Winters gezogen wird. Und ich denke, der wichtigste Rat ist, die Lebensmittel zu essen, die man heimbringt; werfen Sie nichts weg, denn das ist eine Verschwendung von Ressourcen. Ich denke, wenn man sich an diese einfachen Ratschläge hält, kann man viel machen.

Ich denke, heutzutage ist es sehr schwierig für Konsumenten, Entscheidungen zu fällen. Wenn man weiß, wie die Dinge gezogen werden, ist klar, wenn man im Winter in Schweden eine lange grüne Gurke sieht, dass sie in einem Treibhaus gezüchtet wurde. Denn sie muss eine Temperatur von 25°C haben und kann sicher nicht im Winter in Schweden draußen gezüchtet werden. Sie kann auch nicht gelagert werden.

Wir haben anderes Gemüse, das im Winter gelagert werden kann, wenn es im Sommer gepflanzt wurde; und es ist sehr klimafreundlich. Zum Beispiel Karotten oder Kartoffeln oder Zwiebeln oder Lauch und so weiter. Dieses Gemüse kann man das ganze Jahr über essen. Aber langer Transport – sogar quer über die Meere, wenn per Schiff transportiert wird – ist sehr klimafreundlich. Es entstehen keine großen Emissionen, wenn etwas per Schiff von Neuseeland nach Schweden oder nach Großbritannien gebracht wird.

Also denke ich, das ist sehr gut;denn wenn man Gemüse isst, kann man importierte Sachen essen, solange man die vermeidet, die per Flugzeug gebracht werden. Das ist meine Meinung. Es ist jedenfalls immer noch viel klimafreundlicher als Fleisch zu essen.

Supreme Master TV: Wie klappt es in Schweden mit all Ihrer Arbeit?

Dr. Annika Carlsson-Kanyama: Seit 2007 gibt es dort ein enormes Medieninteresse für diese Art von Arbeit. Ich denke es ist Zeit, dass die Produzenten Verantwortung übernehmen müssen und den CO2-Ausstoß ihrer Produkte oder so etwas angeben müssen. Denn wenn man hier in irgendein Geschäft geht, gibt es Tausende von Produkten, wissen Sie. Und der Inhalt verändert sich, der Ursprungsort dieses Produkts ändert sich; also sind es nur die Produzenten, die uns wirklich etwas sagen können über den CO2-Ausstoß. Es ist nichts, was ein Forscher oder eine Forschungsgruppe machen kann.

Aber ich denke, die Zeit ist gekommen. Die schwedische Regierung hat die Nahrungsmittelindustrie vor kurzem zu einem Treffen gerufen und gesagt: „Wir wünschen, dass Sie ein Kohlendioxid-Etikettierungs-System für die Produkte entwickeln.“ Also ich weiß nicht, was passieren wird, aber es ist jetzt wirklich ein Tagesordnungspunkt.

Wir danken Ihnen, Dr. Annika Carlsson-Kanyama, für Ihre gewissenhafte Forschung zur Erhöhung des öffentlichen Bewusstseins hinsichtlich der Bedeutung der Pflanzenkost zur Rettung der Umwelt. „Gesund leben“ kommt jeden Montag auf Supreme Master Television. Danke, dass Sie heute bei uns waren. Und jetzt bleiben Sie bitte dran für „Wissenschaft und Spiritualität“, gleich als Nächstes nach „Bemerkenswerte Nachrichten“. Mögen alle Wesen dieser Welt in Harmonie, Respekt und Liebe zusammenleben.

Links zu diesem Thema
 
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