Zu jener Zeit tanzte der Verstand Sariputras vor
Vergnügen. Dann stand er sofort auf, drückte seine Handflächen zusammen und
blickte ehrerbietig ins Gesicht des Verehrungswürdigen und sagte zum Buddha: „Gerade
jetzt, als ich von dem von aller Welt Verehrten hörte, - diese Stimme des
Dharma (wahre Lehre) - schien mein Verstand zu tanzen und ich gewann etwas, was
ich nie zuvor hatte. Warum sage ich das? Denn in der Vergangenheit, wenn ich
ein solches Dharma vom Buddha hörte und sah wie die Bodhisattvas die Prophezeiung
erhielten, dass sie mit der Zeit die Buddhaschaft erlangen würden, empfanden die
anderen und ich, dass wir keinen Anteil an dieser Sache hätten.
Wir waren tief bekümmert, weil wir dachten, wir
würden nie die unermessliche Einsicht des Tathagata erlangen. Von aller Welt
Verehrter, ich habe fortwährend im Bergwald gelebt oder allein unter den
Bäumen, habe manchmal gesessen, bin manchmal herumgegangen und habe mich immer
gefragt, seit ich und die anderen eingetreten sind ins Wesen des Dharma (wahre
Lehre), warum verwendet der Tathagata das Dharma des Kleineren Fahrzeugs, um uns
die Erlösung zu bringen?
Aber es ist unser Fehler, nicht der des von aller
Welt Verehrten. Warum sage ich das? Wenn er bereit gewesen wäre zu warten, bis das
wahre Mittel zur Erlangung von Anuttara-Samyak-Sambodhi (höchste Vollkommenheit)
gepredigt würde, dann hätten wir sicher die Befreiung durch das Große Fahrzeug
erlangt. Aber wir haben nicht verstanden, dass der Buddha Hilfsmittel anwandte und
das predigte, was den Umständen entsprechend angebracht war. Als wir daher
anfangs das Dharma des Buddha hörten, glaubten wir sofort und akzeptierten es, in
der Annahme, dass wir Einsicht erlangt hatten.
Von aller Welt Verehrter, seit langer Zeit
bereits, den ganzen Tag und die ganze Nacht, habe ich mir immer wieder das
Gehirn zermartert. Aber jetzt habe ich vom Buddha das gehört, was ich nie zuvor
gehört hatte - ein Dharma (wahre Lehre), das ich in der Vergangenheit nie
gekannt habe, und es hat all meine Zweifel und mein Bedauern beendet. Mein Körper
und mein Geist sind ruhig und ich habe ein wunder- bares Gefühl von Frieden und
Sicherheit erlangt. Heute endlich verstehe ich, dass ich wahrhaftig der Sohn des
Buddha bin, geboren aus dem Mund des Buddha, geboren durch die Bekehrung zum
Dharma (wahre Lehre), dass ich mir meinen Teil am Dharma des Buddha erwerbe.
Dann sprach Sariputra, der die Bedeutung noch einmal
darlegen wollte, in Versform und sagte: Als ich den Klang des Dharma (wahre
Lehre) hörte, erhielt ich etwas, was ich nie zuvor hatte. Mein Geist wurde von
großer Freude erfüllt, ich war frei von allen Bindungen des Netz der Zweifel.
Von alter Zeit her habe ich die Lehren des Buddhas empfangen und das Große
Fahrzeug wurde mir nicht verweigert. Der Klang des Buddha wird selten gehört,
aber er kann Lebewesen aus der Verzweiflung befreien. Ich habe den Trieben ein
Ende bereitet und als ich das hörte, wurde ich von Sorge und Leid befreit. Ich
lebte in den Bergtälern oder unter den Bäumen des Waldes, manchmal saß,
manchmal ging ich herum und fortwährend dachte ich über diese Angelegenheit
nach - wie ernst ich mich berurteilte!
„Warum bin ich betrogen worden?”, sagte ich. „Ich
und die anderen sind auch Söhne des Buddha, alle sind sie gleichermaßen in das Dharma
eingetreten, das keine Mängel hat, aber wir werden in Zukunft nie in der Lage
sein, den unübertroffenen Weg zu erläutern. Den goldenen Körper, die
zweiundreißig Eigenschaften, die zehn Kräfte, die mannigfachen Befreiungen
werden wir – obwohl wir alle an dem einen Dharma (wahre Lehre) teilhaben -
niemals erlangen! Die achtzig Typen wunderbarer Charakteristika, die achtzehn
ungeteilten Eigenschaften - Verdienste wie diese sind für uns alle verloren!”
Als ich alleine herumwanderte, sah ich den Buddha
in der großen Versammlung, sein Ruhm erfüllte die zehn Richtungen, und brachte den
Lebewesen nah und fern Wohltaten. Und ich dachte bei mir, dass mir diese
Vorteile vorenthalten werden! Wie sehr bin ich doch betrogen worden! Ständig,
Tag und Nacht, immer wenn ich darüber nachgrübelte, wollte ich den von aller Welt
Verehrten fragen, ob ich tatsächlich benachteiligt worden war oder nicht. Fortwährend,
wenn ich den von aller Welt Verehrten die Bodhisattvas preisen sah, dann dachte
ich Tag und Nacht nach über diese Angelegenheit.
Aber nun, da ich der Stimme des Buddhas lausche,
sehe ich, dass er das Dharma (wahre Lehre) lehrt in Einklang mit dem, was zweckmäßig
ist, dass er diese schwer zu verstehende Lehre, die keine Mängel hat, benutzt,
um die Menschen zur Praxis zu führen. Früher haftete ich fehlerhaften Ansichten
an, führte mich gegenüber den Brahmanen (Mitglieder einer kulturellen und
sozialen Elite) wie ein Lehrer auf.
Aber der von aller Welt Verehrte merzte -
wohlwissend was ich dachte - meine Fehler aus und predigte das Nirvana (ewige
Glückseligkeit). Ich wurde von all meinen Fehlern befreit und erlangte die
Erkenntnis des Dharmas der Leere. Zu jener Zeit sagte mir mein Verstand, dass
ich das Stadium der Auslöschung erreicht hätte, aber nun erkenne ich, dass das
nicht die wahre Auslöschung war.
Wenn die Zeit kommen sollte, dass ich ein Buddha
werden kann, dann werde ich alle zweiundreißig Eigenschaften besitzen und
himmlische und menschliche Wesen, die vielen Yakshas (Naturgeister), Drachen,
Geister und andere werden mich verehren.
Wenn diese Zeit kommt, dann kann ich sagen, dass alles
ohne Überbleibsel ausgelöscht wurde. Während der großen Versammlung erklärte
der Buddha, dass ich ein Buddha werde. Als ich den Klang dieses Dharmas (wahre
Lehre) hörte, waren meine Zweifel und mein Bedauern ausgelöscht. Anfangs, als
ich den Buddha predigen hörte, war ich sehr erstaunt und hatte viele Zweifel.
Ist das nicht ein Teufel, der vorgibt, der Buddha zu sein, der versucht mich zu
ärgern und meinen Verstand zu verwirren? Das dachte ich. Aber der Buddha nutzte
viele Anlässe, Gleichungen und Parabeln und gab wortgewandte Erläuterungen. Sein
Geist war so friedvoll wie das Meer und ich lauschte und wurde aus dem Netz der
Zweifel befreit. Der Buddha sagte, dass in den vergangenen Zeitaltern, die
unzähligen Buddhas, die in die Auslöschung gegangen sind, sich auf zweckmäßige Mittel
verließen, an ihnen festhielten und alle auf gleiche Weise dieses Dharma (wahre
Lehre) predigten.
Die Buddhas der Gegenwart und der Zukunft, deren
Zahl nicht berechnet werden kann, auch sie werden Hilfsmittel einsetzen, wenn
sie dieselbe Dharma (wahre Lehre)erläutern. Daher wendet der derzeitige von
aller Welt Verehrte der geboren wurde und später seine Familie verließ, den
Pfad erlangte und das Rad des Dharmas dreht, gleichermaßen Hilfsmittel beim Predigen
an. Der von aller Welt Verehrte lehrt den wahren Weg. Papiyas würden das nicht
tun. Darum weiß ich ganz sicher, dass das kein Teufel ist, der vorgibt der
Buddha zu sein. Aber weil ich in das Netz des Zweifels gefallen war, nahm ich
an, dass dies das Werk des Teufels sei. Nun höre ich den sanften und zarten
Ton, der tiefgehend, weitreichend, sehr subtil und wunderbar das reine Dharma (wahre
Lehre) auslegt und einen Vortrag darüber hält, und mein Geist ist von großer
Freude erfüllt. Meine Zweifel und mein Bedauern sind für immer beendet. Ich
werde in wahrer Weisheit ruhen und verharren. Ich bin sicher, ich werde ein
Buddha, der von den himmlischen Wesen und den Menschen verehrt wird und das Rad
des unübertroffenen Dharmas (wahre Lehre) dreht und die Bodhisattvas lehrt und
bekehrt.
Da sagte der Buddha zu Sariputra: „Nun, inmitten
der großen Versammlung himmlischer und menschlicher Wesen, Samanas
(Wandermönchen), Brahmanen (Mitgliedern einer sozialen und kulturellen Elite)
usw. sage ich Folgendes: In der Vergangenheit habe ich dich unter zwanzigausend
Millionen Buddhas um des unübertroffenen Pfades willen fortwährend gelehrt und
bekehrt. Und du bist mir durch die lange Nacht gefolgt und hast meine Anleitungen
akzeptiert. Nun, möchte ich dir wieder ins Gedächtnis zurückrufen, auf welche
Weise du mir ursprünglich gelobtest nachzufolgen.
Um der Stimmenhörer willen predige ich das Sutra
des Großen Fahrzeugs, das Lotosblume vom wunderbaren Gesetz heißt, ein Dharma,
mit dem die Bodhisattvas angeleitet werden; eines, das von den Buddhas gehütet und
beachtet wird. Sariputra in den kommenden Zeitaltern, wenn eine endlose
unvorstellbare Zahl von Kalpas (ein Kalpa ist eine Periode von 432 Mio. Erdenbürger-Jahren)
vorüber ist, wirst du einigen Tausenden, Zehntausenden, Millionen Buddhas
Opfergaben bringen und das korrekte Dharma (wahre Lehre) ehren und hochhalten.
Du wirst in jeder Hinsicht erfüllen, was einen
Bodhisattva ausmacht, und du wirst ein Buddha werden können namens
Blütenschimmer-Tathagata, würdig der Opfergaben, von rechtem und universalem
Wissen, von vollkommener Reinheit und vollkommenem Verhalten, fortgeschritten,
die Welt verstehend, unübertroffen würdig, Trainer der Menschen, Lehrer
himmlischer und menschlichen Wesen, Buddha und von aller Welt Verehrter. Dein
Reich wird frei von Befleckung genannt werden, das Land wird eben und sanft
sein, rein und wunderschön geschmückt, friedlich, üppig und glücklich.
Himmlische und menschliche Wesen werden dort gedeihen.
Der Boden wird aus Lapislazuli sein, die Straßen
werden kreuz und quer in acht Richtungen führen und goldene Seile werden die
Grenzen markieren. Neben jeder Straße werden Reihen von Bäumen mit sieben
Juwelen wachsen, die ständig blühen und Früchte tragen werden. Und dieser
Blütenschimmer-Tathagata wird die drei Fahrzeuge einsetzen, um Lebewesen zu
lehren und zu bekehren. Sariputra, wenn dieser Buddha erscheint, wird er -
obwohl es kein böses Zeitalter sein wird – aufgrund seines ursprünglichen Gelübdes
das Dharma (wahre Lehre) durch die drei Fahrzeuge predigen.
Sein Kalpa wird heißen „das durch den großen
Schatz gezierte". Warum wird es das durch den großen Schatz gezierte
heißen? Weil die Bodhisattvas in jenem Land als großer Schatz angesehen werden.
Diese Bodhisattvas werden zahllos, grenzenlos und zahlenmäßig unermesslich sein,
unberechenbar und durch Gleichnis und Parabel nicht zu erfassen. Ohne die Kraft
der Buddha-Weisheit kann man nicht verstehen, wie viele es sind. Wenn diese
Bodhisattvas irgendwo gehen möchten, werden juwelenbesetzte Blumen ihre Füße
tragen. Diese Bodhisattvas werden nicht nur den Wunsch nach der Erleuchtung
empfangen haben, sondern sie werden auch alle eine lange Zeit damit verbracht
haben, die Wurzeln der Tugend einzupflanzen.
Unter unzähligen Hunderten, Tausenden,
Zehntausenden, Millionen Buddhas werden sie brahmanische Praktiken auf
tadellose Weise durchgeführt haben und werden ununterbrochen von den Buddhas
gepriesen werden. Sie werden fortwährend die Buddha-Weisheit kultiviert und
große übersinnliche Kräfte erworben haben und den Zugang zu allen Lehren
gründlich kennen. Sie werden charakterlich aufrichtig sein, ohne
Doppelzüngigkeit, fest in Absicht und Gedanken.
Solche Bodhisattvas wird es in diesem Land in
Hülle und Fülle geben. Sariputra, die Lebensspanne des Blütenschimmer-Buddha wird
bei zwölf kleinen Kalpas liegen, nicht eingerechnet die Zeiten, wenn er noch
immer ein Prinz ist und bevor er ein Buddha wird. Die Leute seines Landes werden
die Lebensspanne von acht kleinen Kalpas haben.
Wenn der Blütenschimmer-Tathagata zwölf kleine
Kalpas gelebt hat, wird er prophezeien, dass der Bodhisattva Prallvoll
Anuttara-Samyak-Sambodhi (höchste Vollkommenheit) erreichen wird. Er wird den
Mönchen verkünden: „Dieser Bodhisattva Prallvoll ist der Nächste, der ein
Buddha wird. Er wird „Sichergehende Blütenfüße“ genannt werden, Tathagata,
Arhat, Samyak-Sambuddha. Sein Buddha-Land wird wie das meine sein.