Die Welt der Tiere
 
Zoopharmakognosie: die kluge Anwendung natürlicher Arzneien durch die Tiere   


Willkommen, liebe Zuschauer, zu Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner auf Supreme Master Television. Haben Sie je gesehen, dass unsere pelzigen oder gefiederten Freunde ein spezielles Interesse an gewissen Pflanzen im Garten, im Park oder in der Wildnis hatten?

 

Gelegentlich entschließen sich Pferde, Katzen, Hunde, Vögel und andere Tiere, gewisse Pflanzensorten zu sich zu nehmen. Wenn Sie ein solches Verhalten gesehen haben, waren Sie Zeuge der Zoopharmakognosie, dem Thema unserer heutigen Sendung.

 

Zoopharmakognosie, ein Ausdruck, den der Biochemiker und Professor Dr. Eloy Rodriguez an der Universitäty Cornell, USA geprägt hat, bezieht sich auf die Selbst-Medikation von Tieren, um Krankheiten zu heilen und sich vor Parasiten zu schützen.

 

Wir haben das Wort Zoopharmakognosie erfunden: Zoo bedeutet Tiere, Pharma - Medizin und Kognosie - erkennen; Tiere, die Medizin erkennen. Unsere klugen tierischen Freunde nehmen ausgewählte Blätter, Stängel, Wurzeln und Algen zu sich, um ihre Gesundheit zu erhalten. In den letzten Jahrzehnten haben die Wissenschaftler entdeckt, dass diese Pflanzenteile natürliche medizinische Eigenschaften besitzen, die Infektionen und Krankheiten heilen. Dieses intelligente Verhalten fasziniert die Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, u. a. der Pflanzenbiologie, der Chemie, der Medizin und der Umweltwissenschaften.

 

Unsere frühen Vorfahren nahmen immer medizinische Pflanzen zu sich. Und darum können wir heute medizinische Pflanzen essen, weil die Physiologie unserer Vorfahren sich an das Essen dieser Pflanzen gewöhnt hat. Die Forschung über die Selbstmedikation der Tiere ist auch auf Menschen anwendbar und umgekehrt. Ich wuchs in einer Familie auf, in der die Verwendung der Naturmedizin sehr üblich war. Das spielte eine große Rolle bei meiner Entscheidung, in die Wissenschaft zu gehen und die ganze Welt der Naturmedizin zu erforschen.

 

Dr. Wrangham, der Professor an der Universität Harvard, USA ist, kam eines Tages auf mich zu wegen eines sehr interessanten Verhaltens, das er bei den Schimpansen gesehen hatte, die er in Uganda studierte. Und ich war natürlich fasziniert, weil ich schon immer an tierischem Verhalten und seiner Verbindung mit Bio-Chemie interessiert war. Er beschrieb mir das Verhalten der Schimpansen, das krank schien. Sie nahmen eine bestimmte Pflanze zu sich. Sie nahmen eigentlich die jungen Blätter und schluckten sie hinunter. Meine sofortige Antwort war, dass sie sich selbst therapierten.

 

Ich fuhr dann sogar nach Afrika und verbrachte einige Zeit mit Richard und einigen anderen Biologen; wir folgten den Schimpansen, schauten uns ihr Verhalten an und entdeckten später, dass sie etwa fünf oder sechs Pflanzen zu nehmen schienen. Und das führte zur Entdeckung eines natürlichen Medikaments. Als wir es isolierten, war es rot. Wir machten ein paar Tests und die zeigten uns, dass diese Dinge ziemlich aktiv waren; dass sie Bakterien abtöteten und dass sie wahrscheinlich Parasiten töteten. Schimpansen und andere Tiere leiden an allen möglichen Infektionen durch Mikroben. Es muss also für sie eine Möglichkeit geben, sich selbst zu behandeln; nicht nur gegen Wurmparasiten, sondern auch gegen Bakterien und Pilze, dieselben Dinge, die auch wir haben.

 

Es hatte schon andere Wissenschaftler gegeben, die anekdotenhaft erwähnt haben, dass die Tiere sich vielleicht selbst behandelten. Aber dieses war die erste Studie über gutes Verhalten und gute Biochemie. Manchmal leben Flöhe, Läuse, Milben und andere Insekten im Fell der Affen. Und manche Spezies wie z. B. die Kapuzineräffchen haben einen sehr einfallsreichen Weg, sie zu entfernen. Neben der Fellpflege wählen sie gewisse Pflanzenarten, mit denen sie sich einreiben, genau wie Menschen, die Salben benutzen, um Ausschläge oder Infektionen der Haut zu lindern.

 

In einer anderen Studie, die wir mit Affen durchführten, nahmen die Affen bestimmte Blätter und verrieben sie auf ihrem Fell. Wir haben tatsächlich eine ganze Reihe von Blättern genommen, die gleich aussahen, und gaben sie den Affen. Und die Affen nahmen immer die richtigen. Daher sagten wir uns: „Da muss ein chemischer Anhaltspunkt sein.” Und ganz genau, da scheint es einen Anhaltspunkt zu geben, zumindest für den Affen. Wenn man etwas von diesem Öl auf einen Stich reibt, dann verringert das irgendwie den Juckreiz. Das also machten diese Tiere.

 

Derjenige, der mit den Affen zusammenarbeitet, Richard, definiert das als kulturelle Evolution. Mit anderen Worten, nicht alle Schimpansen wissen, wie es geht. Man kann eine Schimpansen- Gruppe haben, in der keiner weiß, wie die Pflanze zu nutzen ist. daher macht es keiner von ihnen. Aber wenn einer kommt, der weiß, wie es funktioniert, dann imitieren alle anderen das irgendwie und lernen, es zu tun. Das ist ein Beispiel der kulturellen Evolution. Hunde und Katzen machen das auch, aber es ist ein instinktives Verhalten.

 

Wie sieht es mit unseren tierischen Kameraden, den Hunden und Katzen aus? Nehmen Sie auch Selbst-Medikation?

 

Ich schlage immer vor, dass die Leute für die Katzen in den Wintermonaten ein kleines Grasbeet anlegen sollen. Und dann sollen sie die Katze in den Keller gehen und etwas Gras kauen lassen, denn das hat einen medizinischen Nutzen für sie. Wir haben dasselbe in Afrika gesehen. Die Afrikaner haben uns gesagt, wir sollen die Hunde und Katzen beobachten; die Pflanzen, die sie nutzen, haben medizinische Eigenschaften. Es gibt viele andere Pflanzen, die man verwenden könnte, oder viele andere Früchte, die man in die Kost aufnehmen kann. Ich würde versuchen, bestimmte Früchte, gewisse kleine Pflanzen zu verwenden und sie in ihre regelmäßige Kost zu mischen. Ich denke, es ist wichtig, denn es entwickelt sich in der Veterinärmedizin ein ganzer Bereich zur Behandlung von Tieren mit Naturstoffen.

 

Sie haben viele an Land lebende Tiere erwähnt, aber was ist mit den Wassertieren?

 

Meeres-Leguane konsumieren Algen. Manche Leguane haben eine rote Farbe; und sie bekommen diesen rötlichen Ton vom Algen essen. Das rote Pigment ist ein potenzielles Antioxidans.

 

Wenn wir zurückkommen, setzt Dr. Rodriguez seine Erörterung über die Verwendung medizinischer Pflanzen durch Tiere fort. Bitte bleiben Sie bei Supreme Master Television.

 

Ich bin ganz und gar gegen die Idee, Tiere zu medizinischen Zwecken zu benutzen. So geht das nicht. Es gibt keinen Grund, das zu tun, denn wir können das durch Pflanzen ersetzen. Ich denke, Pflanzen versorgen uns mit der Art von Medizin, die wir brauchen, ohne dass wir dafür Tiere töten müssen.

 

Willkommen zurück zu Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner hier auf Supreme Master Television zu unserer Sendung, in der wir Ihnen die Erkenntnisse von Dr. Eloy Rodriguez vorstellen, einem Biochemiker, der Experte auf dem Gebiet der Zoopharmakognosie ist.

 

Der Ursprung der traditionellen Kräutermedizin ist tief verwurzelt im Tierreich. Viele Ureinwohner-Kulturen der haben natürliche Behandlungsweisen erlernt, indem sie genau die Pflanzen überprüften, die die Tiere verzehren. Pflanzen, besonders natürliche wilde Pflanzen, überleben, weil sie diese natürlichen Chemikalien enthalten. Diese Chemikalien, natürliche Medikamente, entstanden als Verteidigungsmaßnahme. Natürliche Medikamente gibt es seit Hunderten von Millionen von Jahren. Vor Milliarden von Jahren gab es zuerst Bakterien, die natürliche Antibiotika herstellten, um sie gegen andere Bakterien zu verteidigen. Es ist daher nicht überraschend, dass einige der besten Antibiotika von Bakterien stammen, weil sie Bakterien abtöten. Das ergibt also einen Sinn. Es ist nicht überraschend, dass so gut wie jede Pflanze irgendeine aktive Substanz zur Verteidigung, zum Überleben, für die Fortpflanzung, beinhalten sollte.

 

Es gibt eine sehr bekannte Studie, die sich mit der Pflanze befasst, die die nordamerikanischen Indianer „Bärenmedizin” nannten. Die Pflanze heißt Liguster. Die Bären nahmen diese Wurzel und kauten sie und verzehrten sie. Die Tiere waren krank, wenn sie das taten, und danach ging es ihnen besser. Die amerikanischen Ureinwohner haben eine ganze Reihe von Pflanzen, die, wie sie sagen, von anderen Tieren verwendet werden. Die Leute in den Wäldern sind sehr auf ihre Tiere eingestimmt. Sie haben großen Respekt vor den Tieren, denn sie lernen von den Tieren. Tiere haben, würde ich sagen, uns in vielen Fällen viele der Medikamente gegeben, die heute weit verbreitet sind.

 

Wenn man sich die 20 am häufigsten verkauften Medikamente in den USA anschaut, sind 10 von ihnen noch immer natürlichen Ursprungs. Das wichtigste Krebsmittel stammt von einem Baum. Dieses Medikament heißt Taxol. Ich denke, wir sollten nach vorbeugenden Medikamten suchen, statt uns täglich 18 Pillen einzuwerfen. Es gibt Leute, die täglich 30 Pillen nehmen. Sie nehmen Nahrungsergänzungsmittel. Warum nehmen sie so viele Nahrungsergänzungsmittel? Es gibt keinen Grund, das zu tun. Eine gute vegetarische Speise einmal am Tag versorgt uns mit allen Ersatzstoffen, die wir brauchen.

 

Ich finde, dass viele Nahrungsmittel in der Natur sehr bitter sind. Und wir haben in den Lebensmittelläden nicht viele bittere Nahrungsmittel.

 

Sie haben vollkommen recht. Die frühen Männer und Frauen aßen bittere Nahrung. Erst in den letzten 50 oder 60 Jahren nehmen wir mehr und mehr Zucker, süße Kohlenhydrate, zu uns; und darum haben wir auch dieses Fettsucht-Problem auf der ganzen Welt. Unsere Geschmacksrezeptoren sagen jetzt: „Oh bitter, oh das will ich nicht.” Aber wissen Sie, grüner Salat, wilder grüner Salat, war bitter. Tatsächlich enthält wilder grüner Salat eine Substanz, die Krebszellen abtötet, und er enthält einen Stoff, von dem wir glauben, dass er gut bei Leukämie ist. Eine Mischung aus Naturprodukten ist einem synthetischen Präparat zur Erhöhung der Widerstandskraft deutlich überlegen. Es gibt Momente, wo wir mit einem Blatt, 30, 40, 50, 100 natürliche Chemikalien zu uns nehmen. Ein im Mai 2010 von den Vereinten Nationen veröffentlichter Bericht, zog den Schluss, dass die Regierungen der Welt dem beängstigenden Trend des weltweit in großem Umfang stattfindenden Verlusts der Artenvielfalt nicht Einhalt gebieten. Als Kommentar zu dem Bericht sagte der General-Sekretär der UN Ban Ki-moon: „Die Folgen dieses kollektiven Versagens werden für uns alle, wenn nicht schnellstens korrigiert, ernst sein.“

 

Die große Herausforderung ist, wie wir die Artenvielfalt, besonders die Artenvielfalt der Pflanzen, erhalten. Unsere Studie hat deutlich gezeigt, dass alles voneinander abhängt. Wir müssen die komplizierten Interaktionen verstehen. Darum brauchen wir mehr junge Leute, die sich in diese Forschung begeben, um die Komplexität zu verstehen. Wir müssen unsere Politiker ausbilden. Denn wenn man schon früh beginnen würde, die jungen Leute zu lehren, Ehrfurcht vor dem Leben, Ehrfurcht vor der Natur, zu haben, hätten wir keine Politiker, - glaube ich - die ratlos sind und angetrieben werden von diesem sehr kapitalistischen Profitstreben.

 

Haben Sie irgendwelche abschließende Gedanken für unsere Zuschauer, die weltweit zuschauen?

 

Ich denke, es sind die Zuschauer, die hier etwas bewirken können, zur Rettung der Erde und zur Rettung der Pflanzen und zur Ausbildung unserer Jugend. Wenn ich Steuern zahle, möchte ich wissen, dass ich sie auf eine Weise verwende, die zur Rettung der Artenvielfalt beiträgt. Ermutigt ihre Jugend, ihre Kinder, sich mit den Studien auf dem unglaublichen Gebiet der Ökologie, der Umwelt, zu befassen.

 

Zum Schluss sei gesagt: Das faszinierende Feld der Zoopharmakognosie, die Selbst-Medikation der Tiere, bietet aufregende Möglichkeiten, ökologisch gesunde Möglichkeiten wiederzuentdecken, Krankheiten bei Tieren und Menschen zu behandeln.

 

Danke, Dr. Eloy Rodriguez dass Sie uns an Ihrer erstaunlichen Forschung der Zoopharmakognosie teilhaben lassen und uns alle auffordern, die Natur zu schützen. Wir danken auch all unseren hochintelligenten tierlichen Freunden, dass Sie uns echte natürliche Heil– und Lebensweisen zeigen.

 

Mögen wir, genau wie unsere Mitbewohner, immer in Harmonie mit der Natur leben. Weitere Details über Dr. Eloy Rodriguez finden Sie auf www.PlantBio.Cornell.edu

 

Danke, dass Sie heute zugeschaut haben bei Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner. Als Nächstes sehen Sie Erleuchtende Unterhaltung, gleich nach Bemerkenswerte Nachrichten.

 

Mögen alle Lebewesen mit reicher Gesundheit und innerem Frieden gesegnet sein.

 


 
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