Die Welt der Tiere
 
Dr. Joseph Bruchac über Tier-Totems in den nordamerikanischen indigenen Kulturen   


Ich danke, dass ich stehen kann. Es ist gut, dass es so ist. Für all den Segen unseres Lebens. Es ist gut, dass es so ist.

Willkommen, liebe Zuschauer, zu Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner. Heute besuchen wir Dr. Joseph Bruchac, dessen Vorfahren Abenakis - ein Volk von Ureinwohnern im Nordosten der USA und Kanadas - und Europäer waren.

In der Abenaki-Kultur wird den Tieren äußerster Respekt entgegengebracht. Es sind nicht nur Tiere, es sind Tier-Menschen und sie sind den Menschen gleich und in manchen Fällen überlegen. Denn wir sagen, dass es ursprünglich Anweisungen gab, die die Natur oder der Schöpfer uns allen gab, die die Menschen aber ständig vergessen. Aber die Tiere erinnern sich, sie kümmern sich zum Beispiel um ihre Jungen, zeigen ihnen, wie man Teil der eigenen Gemeinschaft ist und wie man lebt, ohne dass man für künftige Generationen den Ort zerstört, wo man sich befindet.

Der preisgekrönte Autor von mehr als 70 Büchern für Kinder und Erwachsene, Dr. Bruchac, lässt uns auch durch Poesie, Kurzgeschichten, Romane, Anthologien und Musik an seinem Erbe als Eingeborener teilhaben. Er ist besonders bekannt durch seinen Bestseller „Keepers of the Earth: Native American Stories and Environmental Activities for Children” und den Folgebüchern aus der „Keepers”-Serie. Der Zirkel der eingeborenen Autoren in Amerika ehrte ihn 1999 mit einem Preis für sein Lebenswerk. Er ist auch Gründer und Direktor des Ndakinna Education Center in Greenfield, New York, USA, das die Öffentlichkeit über die Kultur der amerikanischen Ureinwohner informiert, die in der Region sind, und Kinder und Erwachsene über die Natur lehrt. Erfahren wir nun von Dr. Bruchac, wie das Verständnis für das Leben der Tiere und die Merkmale traditioneller Weisheit uns helfen, uns mit tieferem Sinngehalt und moralischem Bewusstsein. auf uns zu besinnen.

Das Wort Totem, das eigentlich von dem Alonqui-Wort „dotm” kommt, das sich auf Familie oder Verwandter bezieht, ist ein Ausdruck, der heute auf der ganzen Welt verwendet wird. Es geht darum, dass eine Person, Familie oder Gemeinde sich sehr stark mit einem bestimmten Tier identifiziert. Manchmal so stark, dass sie sagen, diese Tiere waren tatsächlich ihre körperlichen Verwandten. Das Totemtier bezieht sich also gewöhnlich auf die Familie oder den Clan.

Was ist das Totemtier von Dr. Bruchac?

Bären sind sicher sehr wichtig für unsere Familie. Wir empfinden eine sehr starke Verbindung zu ihnen. Der Bär ist ein Tier, das seiner Familie gegenüber sehr loyal ist, sich vielleicht langsam bewegt und friedlich erscheint. Meine beiden Söhne, Jim and Jesse, haben beide Bärenpfoten auf die Waden tätowiert.

Und man sagte uns, wir seien selbst ein wenig wie Bären. Wir haben dieses vielleicht langsame und bedächtige Wesen. Aber wir können auch Stärke zeigen, wenn wir müssen, aber nicht grundlos. Es muss einen guten Grund geben, genau wie beim Bären.

In seinem Buch über Tiertotems mit dem Titel „Animal Speak” schreibt Ted Andrews: „Mit dem Bär zu meditieren und zu arbeiten hilft einem nach Innen in die Höhle der Seele zu gehen, ins innere Heiligtum, um die Antworten zu finden.

Und er kennt die Medizin. Wir sagen, der Bär kennt die Pflanzen, die er essen muss, wenn er krank ist. Wenn er Kopfschmerzen hat, kaut der Bär die Spitzen des Weidenbaums ab, die dieselben chemischen Stoffe enthalten wie Aspirin. Stoffe enthalten wie Aspirin. Wir folgten also den Bären, ich denke, manche der älteren Leute taten das. Sie beobachteten, was ein Bär aß, und konnten gewöhnlich dasselbe essen, was der Bär aß. Und wenn dieser Bär krank war und wir eine ähnliche Krankheit hatten, konnten wir uns auf diese bestimmte Naturmedizin stützen.

Die Abernakis und andere Ureinwohnergruppen in Nordamerika, z. B. die Irokesen und die Menominees haben viele schöne Geschichten über Tiere. Hier sind zwei Geschichten über Bären.

Ich erzähle Ihnen die Kurzversion einer traditionellen Geschichte, die auf dem ganzen Kontinent anzutreffen ist. Der Kern der Aussage dieser Geschichte ist, wie wichtig es ist, sich um seine Kinder zu kümmern. In der Geschichte der Abenakis heißt es, dass bei den Irokesen ein Junge verloren ging.

Es hieß, ein Junge wurde von seinem Vater verlassen. Was immer auch der Fall war, dieser Junge wurde von Bären adoptiert. Und die Bären fingen an, sich um ihn zu kümmern. Sie nahmen ihn in der Familie auf, speziell die Mutter Bär. Und als er mit den Bären unterwegs war, wuchsen jedesmal an der Stelle, an der ihn ein Bärenjunges kratzte, Haare auf seinem Körper, die immer dicker wuchsen, bis er selbst wie ein Bär aussah. Und als er schließlich gefunden wurde, - in manchen Versionen finden ihn verschiedene Leute, in anderen Versionen findet ihn der Vater oder der Onkel, der ihn ausgesetzt hatte - entschuldigte sich der Vater oder der Onkel sofort für sein Fehlverhalten, sagte, er sehe ein, welchen Fehler er gemacht habe und sehe, was der Bär getan habe und dass er dasselbe tun und sich genauso liebevoll um das Kind kümmern möchte, wie die Bärin es getan hat.

Es gibt eine Menominee-Geschichte im Mittleren Westen über ein Mädchen, dass sich mehrere Tage im Schnee verirrt hatte - ein kleines Mädchen. Jeder ist sicher, dass es tot ist, und dann wird es schlafend bei den Bären in der Bärenhöhle gefunden - vollständig sicher und wohlbehalten. Das ist für mich eine beispielhafte Geschichte, die auf verschiedenen Ebenen lehrreich ist. Sie lehrt uns Achtung vor den Tieren, erinnert uns aber auch an unseren Platz auf dem Planeten und unsere angemessene Rolle.

Gemeinsam mit dem Bären wird der Wolf von den amerikanischen Ureinwohnern hoch geschätzt. Beide Tiere erziehen ihren Nachwuchs mit großer Sorgfalt. Bei den Wölfen sind alle Rudelmitglieder an der Aufzucht der Welpen beteiligt. Wenn aus irgendeinem Grund eine Mutter oder ein Vater nicht in der Lage ist, sich um die eigenen Welpen zu kümmern, adoptiert ein anderes Rudelmitglied sie oder fungiert sogar als Babysitter. Trotz dieses unterschiedlichen Sozialverhaltens bei der Aufzucht der Welpen, leben die Wolfsrudel nach sorgfältig definierten Regeln, wo jedes Mitglied seine Stellung und Funktion innerhalb der hierarchischen Struktur und eine Beziehung zu allen anderen hat. Dieses Führungssystem ist jedoch weder autokratisch noch demokratisch, sondern beides. Wie Ted Andrews bemerkt, kann das Wolftotem „uns lehren, wie man Rituale nutzt, um Ordnung und Harmonie im eigenen Leben herzustellen” und zu verstehen, dass „wahre Freiheit Disziplin erfordert”.

Die Wölfe lehren uns, dass jeder Erwachsene Verantwortung für jedes Kind in seiner Gemeinde trägt. Wir müssen uns alle gleichermaßen kümmern. Sie lehren uns, zusammen zu singen. Es ist also so, dass wir die Tiere als Lehrer ansehen und ganz sicher als Gleiche. Und wie ich schon sagte, oft als diejenigen, die mehr wissen als wir.

Unser nächstes Totemtier ist die Schildkröte. Schildkröten stehen für ein langes Leben, da sie sehr alt werden und in vielen Kulturen auf der ganzen Welt als heilig gelten.

In unseren Traditionen ist die Schildkröte oft das Geschöpf, das die Erde auf seinem Rücken trägt. Viele traditionelle Geschichten - z. B. bei den Haudenosaunees und anderen Irokesenvölkern - sprechen davon, wie die Frau vom Himmel fiel und die Samen des Himmelsbaums bei sich hatte. Und dass die Wasserlebewesen – es gab damals noch kein Land - sie kommen sahen und und abtauchten, um Erde hochzuholen und sie auf dem Rücken der Schildkröte zu verteilen, damit sie sich daraufstellen könne.

Und die Erde wurde ausgebreitet und wurde zum nordamerikanischen Kontinent. Es heißt also oft, sogar in Kalifornien (USA), wo eine ähnliche Geschichte von unseren Ureinwohnern erzählt wird, wenn es ein Erdbeben gibt, dass die Schildkröte sich streckt. Die Schildkröte streckt sich dort unten, und natürlich spricht die Theorie der von der Plattentektonik, die sehr wissenschaftlich ist, von den beweglichen Platten unter der Erde, so als wäre sie lebendig. Das hat also auch etwas Symbolisches. Eines meiner Bücher hat den Titel „Thirteen Moons On Turtle’s Back” und gründet sich auf die Tatsache, dass die Schildkröte 13 Platten hat. Jede Schildkröte hat 13 Platten auf dem Rücken. Ich habe auf der ganzen Welt Schildkröten gesehen und sie alle haben 13 Platten auf dem Rücken. Meeresschildkröten, ja, ja, und es gibt 28 kleinere an der Außenseite. Es sind ungefähr 28 Tage von einem Vollmond zum nächsten und 13 im Jahreskreislauf. Das ist also eines meiner Bücher „Thirteen Moons On Turtle’s Back”.

Die Ureinwohnergruppen in Nord- und Südamerika wie die Crees lieben auch Frösche sehr.

Bei den Crees heißt der vierte Mond „Froschmond”. Es ist eine Geschichte darüber, wie die Tiere zusammen- kamen, um zu besprechen, wie lang der Winter sein würde. Und der Biber sagte: „Er dürfte so lang sein, wie Haare auf meinem Rücken sind.” Alle anderen Tiere hatten Vorstellungen, aber der Frosch sagte: „Nein, er sollte so viele Monde lang sein, wie ich Zehen an meinem Fuß habe.“ Es gibt also vier Winter- Monde. Und jedes Jahr singen die Frösche, wenn der Frühling kommt, um ihren Sieg zu feiern, dass sie den Winter nicht so lang gemacht haben.

Um unser heutiges Programm über die Totemtiere zu beenden, möchten wir ihnen eine hübsches Gedicht von Dr. Bruchac über Kröten präsentieren, es trägt den Titel: „Opa von Vogelfuß“.

Der alte Mann muss unser Auto zwei Dutzend Male, angehalten haben, um auszusteigen und die kleinen Kröten in die Hand zu nehmen, die von unserem Licht geblendet waren – lebende springende Regentropfen. Der Regen fiel, ein Nebel um sein weißes Haar. Und ich sagte immer: „Komm wieder rein, du kannst sie nicht alle retten. Wir müssen noch ankommen”. Aber knietief im Gras des sommerlichen Straßenrandes lächelte er und sagte: „Sie müssen auch ankommen.”

Danke, Joseph Bruchac, dafür, dass Sie uns über die herrlichen Traditionen Ihres Volkes informieren und Ihre tiefe Weisheit und Ihr Verständnis mit uns teilen. Mögen wir alle die Geschichten eingehender betrachten, die von den Ureinwohnern erzählt werden, und ihre versteckten Lektionen über die Tierwelt in die Praxis umsetzen.

Weitere Details über Joseph Bruchac oder das Ndakinna Education Center, fnden Sie auf www.JosephBruchac.com oder www.NdakinnaCenter.org

Bücher und CDs von Dr. Bruchac sind erhältlich bei www.NativeAuthors.com

Gütige Zuschauer, danke fürs Zuschauen bei unserer heutigen Sendung. Als Nächstes kommt Erleuchtende Unterhaltung, nach Bemerkenswerte Nachrichten. Möge die Inspiration, die wir aus dem Leben der Tiere beziehen, uns immer dabei helfen, ihre liebevolle Präsenz besser zu schätzen. 


 
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