Die Welt der Tiere
 
Wie klug sind Schimpansen? Fragen Sie Dr. Tetsuro Matsuzawa!   
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Heute präsentieren wir Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner auf Japanisch mit Untertiteln auf Arabisch, Aulacesisch (Vietnamesisch), Chinesisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Indonesisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Malaiisch, Mongolisch, Persisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Thailändisch.

Anmutige Zuschauer, willkommen zu Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner. Die heutige Sendung ist die erste einer zweiteiligen Reihe, in der wir zusammen mit Dr. Tetsuro Matsuzawa, dem Direktor des Primatenforschungsinstituts der Universität Kyoto in Inuyama City, Japan die Intelligenz der Schimpansen und ihre ausgeklügelten Sozialstrukturen erforschen. Er hat über zwei Jahrzehnte damit verbracht, wilde Schimpansen in Afrika zu studieren und hat bedeutende Entdeckungen gemacht, hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Er hat viele Bücher und Referate über seine Entdeckungen veröffentlicht.

Dr. Matsuzawa ist auch als Pionier eines neuen Forschungsgebietes bekannt, - der vergleichenden kognitiven Wissenschaft bei der Schimpansen studiert werden, um Hinweise auf die menschliche Intelligenz- und Verhaltensentwicklung im Verlauf der Zeit zu erhalten.

 

Die Schimpansen sind sehr innige Wesen und können als evolutionäre Nachbarn des Menschen bezeichnet werden. Wenn wir einen Schimpansen gut verstehen, können wir auch andere Tiere als den Menschen verstehen. Für seine wichtigen Forschungsarbeiten über Schimpansen empfing Dr. Matsuzawa 1991 den Prince Chichibu Memorial Science-Preis, 2001 den Jane Goodall-Preis 2001 den Jane Goodall-Preis und im Jahr 2004 von der japanischen Regierung die Medaille am violetten Band. Wir zeigen Ihnen jetzt mehr über diese Primatenstudien in Afrika.

Wir haben gehört, dass Sie jedes Jahr nach Afrika fahren. Sie studieren auch das Sozialverhalten wilder Schimpansen. Erklären Sie uns bitte zuallererst die Familienstrukturen und wie sie in den Wäldern leben. Schimpansen leben nur in Afrika. Sie existieren nirgendwo anders als in den Wäldern Äquatorial-Afrikas und in den Savannen, die von diesen Wäldern umgeben sind. Ihr Lebensraum reicht von Tansania im Osten bis nach Guinea oder Senegal im Westen. Senegal im Westen.

Ihre Familie oder ihre Gesellschaft besteht meist aus Dutzenden oder manchmal aus über hundert Schimpansen. Sie leben in Gruppen zusammen. Die Gruppe besteht aus mehreren erwachsenen Männchen und Weibchen und natürlich deren Kinder. Männlich Schimpansen-Babys bleiben ihr ganzes Leben in der Gruppe. Aber die weiblichen Schimpansen verlassen die Gruppe oder wechseln in die nächste oder in eine Gruppe in der Nähe über, wenn sie erwachsen werden oder in die Pubertät kommen und Junge bekommen können. Wir nennen es ein Patriarchat, d. h. die Gesellschaft baut auf die Väter auf.

Schimpansen gehören zur Familie der Hominiden, genau wie Gorillas, Menschen und Orang-Utans. Wenn ein Schimpanse sich aufrichtet, ist er zwischen 1,00 und 1,70 m groß. Männchen wiegen zwischen 34 und 70 Kilo. Die Proportionen der weiblichen Schimpansen sind vergleichsweise kleiner.

Ein bemerkenswertes Merkmal von Schimpansen ist die Länge ihrer Arme, die etwa 1,5 Mal länger sind, als ihre Körpergröße, wenn sie voll ausgestreckt sind. Schimpansen verbringen ihr Leben sowohl in den Bäumen also auch auf dem Boden. Und ihre Arme, die viel kräftiger sind als ihre Beine, helfen ihnen dabei, sich durch die Bäume zu schwingen. Wir sind Wesen mit 98,8 % des gleichen Genoms. Unsere gemeinsamen Vorfahren existierten vielleicht vor etwa sechs Millionen Jahren. Aber seit etwas 6 Millionen Jahren hat sich der Mensch zum Menschen und der Schimpanse zum Schimpansen entwickelt. Wenn wir uns auf die Ähnlichkeiten konzentrieren, sind wir sehr, sehr ähnlich, aber wenn wir uns auf die Unterschiede konzentrieren, gibt es zwischen uns viele Unterschiede.

Zum Beispiel sind Schimpansen behaart und wir nicht. Unsere Lebensweise ist gleich: ein Mensch schläft nachts in einem Holzbett, während ein Schimpanse oben in einem sehr hohen Baum schläft. Dr. Frans de Waal, ein Primatenforscher vom Yerkes Regional Primate Research Center an der Emory-Universität USA, hat herausgefunden, dass Schimpansen soziale Tiere sind, die auf verschiedene Weise die Verantwortung für ihr Verhalten übernehmen, genau wie Menschen.

Zum Beispiel kann es sein, dass nach einem Konflikt ein Schimpanse den Wunsch hat, sich zu versöhnen, und dem anderen die offene Hand hinstreckt; und wenn er oder sie das akzeptiert, küssen und umarmen sich beide.

Es hat sich auch gezeigt, dass Schimpansen mitfühlend, selbstlos und selbstbewusst sind und auch zur Lösung von Problemen zusammen arbeiten. Schimpansen empfinden auch Mitleid, aber nur in begrenztem Maße. Sie haben Mitleid mit einer Person direkt vor ihnen, haben aber kein Mitgefühl mit Menschen, die am anderen Ende der Welt leben. Ich glaube nicht, dass sie Gefühle aus einer entfernten Vergangenheit in sich tragen oder dass sie an die Zukunft in etwa 100 Jahren denken. Sie planen für die nahe Zukunft. Sie stellen Werkzeuge im Voraus her oder gehen mit Steinwerkzeugen unter eine Palme und knacken eine Kokosnuss. Sie denken also an eine kurzfristige Zukunft und vielleicht an die unmittelbare Vergangenheit, aber grundsätzlich leben sie in der Gegenwart. Grundsätzlich leben sie im Hier und Jetzt. Wenn das so ist, ist es verständlich, warum sie sich so gut an Zahlen erinnern. Sie sind sehr gut darin, sich die Zahlen, die direkt vor ihnen gezeigt werden, mit ihrem fotografischen Gedächtnis einzuprägen.

Ähnlich wie Menschen können Schimpansen, die in unterschiedlichen Gebieten leben, einzigartige Bedingungen und Umfelder erleben und so spezialisierte oder unterschiedliche Kenntnisse oder Fertigkeiten erwerben. Die Wissenschaftler glauben auch, dass die Entwicklung mancher Fähigkeiten, nichts mit der Umwelt zu tun haben und erlernte Verhaltensweisen sind. Zum Beispiel verwenden die Schimpansen in Bossou, Guinea, Westafrika, wie ihre Kameraden, die an anderen Orten leben, Blätter zum Durstlöschen, Blätter zum Durstlöschen, die sie in ein Baumloch legen und sich im Innern mit Wasser voll saugen lassen. Es wurde aber nur der Boussou-Schimpanse dabei beobachtet, wie er das Blatt in seinem Mund faltet, um ein kleines Gefäß herzustellen und das Werkzeug dann in der Wasserquelle zu platzieren.

Andere Verhaltensweisen, die als einzigartig für Boussou- Schimpansen gelten, sind u. a. die Ernährung mit Algen, indem sie die Oberfläche von Teichen abschöpfen und dazu den Stiel eines Farns oder einer anderen Pflanze nehmen und sich in den Mund stecken.

Wir hören, Schimpansen sind intelligent genug, Werkzeuge wie ein Mensch zu benutzen. Würden Sie uns darüber auf- klären, welche Werkzeuge sie benutzen und wofür sie das zum Beispiel tun?

Schimpansen sind dafür bekannt, dass sie verschiedene Werkzeuge verwenden, aber das Wichtige ist, dass sie auf der Grundlage ihres kulturellen Erbes einzig- artige Werkzeuge benutzen, die je nach Gebiet unterschiedlich sind. Zum Beispiel habe ich die Schimpansen studiert, die in der Nähe eines kleinen Dorfes namens Bossou in Guinea, Westafrika leben. Sie verwenden einen Satz Steine, einen als Basis und den anderen als Hammer, um die harte Kerne von Palmen zu knacken. Das ist eine Palme. Drücken Sie das ein wenig, bitte. (Ja.) Das ist hart, nicht wahr? Wir können das so nicht essen. Aber wenn das aufgebrochen ist, geöffnet ist, sind Samen oder Nüsse wie Mandeln darin. Schimpansen knacken die Schale mit einem Hammer und einer Unterlage und essen dann die Nüsse. Das sind die Werkzeuge, die sie benutzen: ein Hammer und eine Unterlage. Sie legen es auf einen Stein oder eine Unterlage. Das ist ein Steinhammer. Sie verwenden ihn seit Generationen immer wieder, daher hat er eine Delle auf der Oberfläche. auf der Oberfläche. Der Stein ist schwer. Sehen Sie, wie schwer er ist. Oh, er ist schwer, nicht wahr? Ich sehe die Kerbe auf der Oberfläche. Sie knacken die Schale, nehmen die Nuss heraus und essen sie. Das ist das berühmteste Werkzeug, das die Schimpansen in Bossou verwenden.

Ein Team von Archäologen, geleitet von Julio Mercader an der Universität Calgary in Kanada, fand Steinhämmer, die von Schimpansen vor 4.300 Jahren in einem Gebiet benutzt wurden, das nun zum heutigen afrikanischen Staat Elfenbeinküste gehört. Die Studie zog den Schluss, dass die Praxis der Werkeugverwendung zum Nüsseknacken nicht das Ergebnis der Nachahmung des Menschen war, sondern dass es etwas war, das von den Primaten unabhängig entdeckt wurde und das Wissen darum seit Generationen bis zum heutigen Tag weitergegeben wurde. Dieser Palmkern scheint nicht essbar zu sein. Niemand weiß, dass man das Innere essen kann und dass Nüsse darin sind. Aber wenn die Schimpansen-Eltern die Schale knacken, schauen sich die Schimpansen-Babys das an. Und das Wissen „um die Nüsse im Innern des Kerns und dass, nachdem sie mit einem Set von Steinen - einem Hammer und einer Grundlage – geknackt wurden, die Nüsse essbar sind” und auch die Technik selbst wird seit Generationen von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Und es ist interessant, dass die Eltern das nicht lehren, sie zeigen nur, wie es geht. Die Schimpansenkinder schauen zu und lernen durch Beobachten. Wir nennen das „Lernen ohne Unterricht” oder „Beobachtendes Lernen”. Im Englischen heißt es „Unterricht durch ein Meister-Lehrlingsverhältnis.” Das ist eine Art Lernen, bei dem ein Schüler oder Lehrling der Mutter oder dem Meister lange Zeit bei etwas zuschaut und durch Beobachtung lernt. Aktives Lehren bedeutet, dass man lehrt, indem man die Hände benutzt und mit Worten Anleitung gibt. Es gibt bei Schimpansen kein aktives Lernen. Ich denke also, dass im Fall der Weitergabe traditioneller Fertigkeiten an Nachfolger oder für die Nachwelt, die Ausbildung durch einen Meister oder eine Lehre – was diese Schimpansen tun - wahrscheinlich die, grundlegendste Weise ist, um Traditionen für die Nachwelt zu erhalten.

Durch seine Forschungen hat Dr. Matsuzawa auch herausgefunden, dass die wilden Schimpansen in Bossou gelernt haben, komplizierte, von Menschen gestellte Schlingenfallen, zu erkennen und ohne Verletzung zu deaktivieren. Durch dieses Verhalten ist die Bossou- Population relativ sicher vor diesen Gefahren. In anderen Schimpansen- Gemeinschaften, wo dieses Wissen fehlt, wurden einige Mitglieder leider ernsthaft durch die Fallen verletzt. Unsere Forschungsgruppe hat erst kürzlich berichtet, dass Schimpansen von Menschen gestellte Fallen zerlegen können. Die Falle wird nicht für einen Schimpansen gestellt, sondern für ein kleineres Tier wie eine Ratte. Es gibt in ganz Afrika Schlingenfallen, um sie zu fangen. Eine Drahtschlinge wird an das Ende eines gebogenen Stockes gebunden und wenn ein kleines Tier auf den Stock tritt, wird die Feder ausgelöst und der Draht zieht sich fest um das Objekt. Eine Hand oder ein Bein eines Schimpansen kann von solch einer Schlinge gefangen werden. Die Schlingenfalle wurde früher aus Lianen gemacht, sodass ein gefangener Schimpanse entkommen konnte. Aber heutzutage wird sie aus Draht hergestellt und zerfällt nicht. Schimpansen verlieren immer wieder Finger oder Zehen durch diese eng zuschnürenden Fallen. Diese Fälle gibt es in ganz Afrika. Die Schimpansen in Bossou kennen die Form einer Schlingenfalle und die erwachsenen Schimpansen zerstören die Falle, weil das Wissen und die Fertigkeit, die Falle zu zerlegen, seit Generationen weitergegeben wird, genau wie das mit der Weitergabe von Tradition und Kultur geschieht. Ich habe schon erwähnt, dass sich kulturelle Traditionen von Region zu Region unterscheiden. Und ein Kind beobachtet und ahmt nach, was seine Eltern tun. Man kann das Zerlegen einer Falle als eine Variation der Verwendung verschiedener Werkzeuge ansehen.

Toll, wie clever sie sind! Wir geben den süßen und cleveren Schimpansen einen bewundernden Drücker! Wir danken Dr. Tetsuro Matsuzawa dafür, dass er über seine aufschlussreiche Forschung berichtet, die dazu beiträgt, dass immer mehr Menschen die intelligente und liebevolle Natur unserer Freunde, der Schimpansen, und auch der anderen Tiere schätzen.

Liebe Zuschauer, bitte schalten Sie nächsten Samstag wieder ein zu Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner, wo Dr. Matsuzawa weitere faszinierende Ergebnisse vorstellt und wir die wunderschöne emotionale und intellektuelle Welt der Schimpansen weiter erforschen. Weiter Einzelheiten über Dr. Matsuzawa finden Sie auf www.PRI.kyoto-u.ac.jp

Es hat uns gefreut, dass Sie unsere heutige Sendung gesehen haben. Als Nächstes sehen Sie Erleuchtende Unterhaltung, nach Bemerkenswerte Nachrichten. Mögen die Erdbewohner immer in Frieden leben und einander achten.

Teil 2

Heute präsentieren wir Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner auf Japanisch mit Untertiteln auf Arabisch, Aulacesisch (Vietnamesisch), Chinesisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Indonesisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Malaiisch, Mongolisch, Persisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Thailändisch.

Wunderbare Zuschauer, willkommen zu Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner. Die heutige Sendung ist letzte einer zweiteiligen Reihe, in der wir zusammen mit Dr. Tetsuro Matsuzawa, dem Direktor des Primatenforschungsinstituts der Universität Kyoto in Inuyama City, Japan die Intelligenz von Schimpansen und ihre ausgeklügelten Sozialstrukturen erforschen. Er hat über drei Jahrzehnte damit verbracht, wilde Schimpansen zu studieren und hat bedeutende Entdeckungen gemacht, hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Er hat viele Bücher und Referate über seine Entdeckungen veröffentlicht. Für seine wichtigen Forschungsarbeiten über Schimpansen empfing Dr. Matsuzawa 1991 den Prince Chichibu Memorial Science-Preis, 2001 den Jane Goodall-Preis 2001 den Jane Goodall-Preis und im Jahr 2004 von der japanischen Regierung die Medaille am violetten Band.

Bei seinen Forschungen über den Intellekt von Schimpansen hat Dr. Matsuzawa ausgiebig mit zwei Schimpansen gearbeitet - mit Ai und ihrem Sohn Ayumu.

Es werden ihnen zwei wichtige Aufgaben erteilt. Eine Aufgabe ist es, Zahlen zu erlernen. Sie verstehen Zahlen - arabische Zahlen. 1, 2, 3, 4, 5, 6 , 7, 8, 9. Wir brachten ihnen zuerst die Zahlen 1 bis 9 bei. Und jetzt versuchen wir, ihnen von 1 bis 19 beizubringen. Wenn ich mich nicht irre, ist ihre Lektion heute, 1 bis 13 oder so zu lernen. Und manchmal erscheinen auch die Zahlen 18 und 19 auf dem Bildschirm. Jetzt haben Sie gerade gesehen, wie Ai und Ayuma, die Zahlen 1 bis 9 ziemlich gut erlernt haben. Das Highlight dieser Studie ist, diese Zahlen bei der Erforschung des Gedächtnisses zu verwenden.

Wer ist besser, wenn es darum geht, sich Zahlen zu merken – ein Mensch oder ein Schimpanse?

Wenn kaum genug Zeit ist, dass das menschliche Auge die Zahlen auf einem Computer-Bildschirm wahrnimmt, sind Schimpansen in der Lage, sich die Zahlen und ihre Lage schnell und mit höherer Genauigkeit als Menschen einzuprägen. Unsere Studie hat ergeben, dass ein Schimpanse ein besseres Gedächtnis hat als der Mensch. Um genauer zu sein: Er erscheinen sieben Zahlen auf dem Computer-Bildschirm. Etwa 1, 2, 4, 5, 7, 8, 9. Die 3 und die 6 werden ausgelassen. Wir zeigen Zahlen zwischen 1 und 9, bei denen zwei Zahlen ausgelassen wurden, und wir lassen sie die kleinste Zahl berühren, z. B. die 1. Dann verwandeln sich die anderen sechs Zahlen in weiße Vierecke. Das ist ziemlich schwierig. Ayumu braucht etwa 0,6 Sekunden, um die erste zu berühren, worauf er sagt: „Bitte gib mir eine Frage.“ Es bedeutet, dass er sich im Nu die Zahl, die nur 0,6 Sekunden auf dem Bildschirm erscheint, und ihre Lage einprägt. Sie müssen erkannt haben, dass ein Schimpanse eine sehr gute Erinnerung hat, da Sie es mit eigenen Augen gesehen haben. Richtig? Ich denke, diese Studie ist wahrscheinlich das erste wissenschaftlich und objektiv belegte Beispiel, dass ein Schimpansen-Baby ein besseres Gedächtnis hat als ein menschliches Kind.

Schimpansen sind, so hat Dr. Matsuzawa herausgefunden, außerdem in der Lage, Lesen zu lernen.

Die andere Lektion von Ai und Ayumu, die wir Ihnen gezeigt haben, war, dass sie Farben und chinesische Schriftzeichen erlernten. Bei dieser Lektion geht es darum, von den 10 chinesischen Schriftzeichen das zu wählen, das für die Farbe steht, die sie gesehen haben. Wenn sie z. B. Rot gesehen haben, sollten sie das Schriftzeichen wählen, das für die Farbe rot steht. Umgekehrt sollten sie, wenn sie das chinesische Zeichen für Blau sehen, die Farbe blau unter 10 verschiedenen Farben wählen. Das ist ebenfalls eine Lektion, bei der der PC benutzt wird. Sie zeigte, dass ein Schimpanse Farben erlernen, Buchstaben identifizieren und Buchstaben entschlüsseln und ihre Bedeutung verstehen kann.

Im Laufe der Jahre hat Dr. Matsuzawa viel Zeit mit Schimpansen verbracht und daher eine tiefe Zuneigung zu diesen liebevollen Wesen entwickelt. Er ist in der Lage, ihnen gegenüber Vorstellungen auszudrücken und ihre Antwort zu interpretieren.

Wir kommunizieren auf die folgenden beiden Arten: Wenn wir den Raum eines Schimpansen betreten, reden wir auf unsere menschliche Weise mit ihr oder ihm. Zum Beispiel sage ich: „Sitz” und „Mach den Mund auf”, indem ich Gesten und Zeichen mache. Vielleicht nehme ich die japanische oder amerikanische Zeichensprache. Außerdem verwende ich vielleicht die gesprochene Sprache. Ich setze also unsere ganze Palette an Kommunikationsmethoden ein. Aber alles geschieht auf eine Weise wie Menschen kommunizieren. Ich übermittle meine Absichten und drücke sie mit Gesten, mit der Stimme oder durch das gesprochene Wort aus. Etwas anderes Ausdruck und Äußerungen eines Schimpansen. Darum sage ich „Ah Ah Ah Ah Ah“ um ihnen meine Freude mitzuteilen. Ihre Stimme „Oh ho Oh ho Oh ho Oh ho” bedeutet: „He!” Als es draußen gerade eine Unruhe unter den Schimpansen gab, habe ich den Schimpansen draußen „Oh ho!” zugerufen und Ai hat auf mich reagiert. Indem ich auf ihre Art kommuniziere, bin ich zu einem Schimpansen geworden. Manchmal kommuniziere ich mit einem Schimpansen, indem ich wie ein Schimpanse denke und handle. Um das zusammenzufassen: Es kann sein, dass ich mit Schimpansen auf menschliche Art kommuniziere oder ich werde vielleicht zum Schimpansen und kommuniziere auf Art der Schimpansen. Wenn Sie eine enge Beziehung haben wollen, können Sie es nicht vermeiden, diese Art der Kommunikation Tag für Tag aufzubauen. Wenn Sie täglich Schimpansen sehen und sich das über einen Monat, ein Jahr, 10 Jahre, 30 Jahre fortsetzt, ist es ziemlich normal, dass man ihnen nahekommt.

Die aufgeweckten Schimpansen sind sehr gesellige und zärtliche Wesen, die ihre Familie und Freunde sehr schätzen. Obwohl Schimpansen in einer patriarchalen Gesellschaft leben, ist die Mutter-Kind-Beziehung sehr eng und es wurden von den Forschern ganz klar tiefe Gefühle wie Fürsorglichkeit und Mitleid beobachtet.

Eines der beeindruckendsten Dinge, die ich nicht vergesse, ist, dass die Bindung zwischen Mutter und Kind sehr stark ist. Was die Aufzucht von Kindern bei den Schimpansen angeht, so zieht eine Mutter ihr Kind rückhaltlos bis zum Alter von 5 oder 6 Jahren auf. Dann bringt sie das nächste Kind zur Welt. Darum glaube ich, dass das Band zwischen den Eltern und ihrem Kind sehr stark ist. Eine Schimpansenmutter schimpft nie mit ihrem Kind. Nie schimpft sie, schlägt sie, ignoriert ihr Kind oder behandelt es grob. Das Kind kann nicht weiter- leben, wenn es so behandelt wird. Auf der Basis der Sicherheit oder Abhängigkeit kann sich das Kind allmählich von der Mutter lösen und den Kameraden oder anderen Gruppen näherkommen. Die sichere Basis, von der aus die Außenwelt erforscht wird, das ist die Rolle der Mutter. Ich denke, so zeigt die Mutter ihrem Kind ihre Zuneigung und so wächst die Liebe zwischen Mutter und Kind. Ich halte das für großartig und schön.

Viele spirituelle Traditionen lehren, dass es das Beste ist, in der Gegenwart zu leben und sich nicht auf Vergangenheit oder Zukunft zu konzentrieren, weil das Angst und Traurigkeit schaffen kann. Durch seine Forschung hat Dr. Matsuzawa erkannt, dass Schimpansen sich auf starke Herausforderungen einstellen und trotzdem auf die Gegenwart ausgerichtet sein können. Schimpansen verändern sich nicht, seien sie gesund oder krank. Natürlich sind sie ganz sicher krank und leiden daher manchmal. Wir haben einen Schimpansen, der derzeit komplett flach liegt. Dieser Schimpanse hat abgenommen und ist nicht fähig, die Position zu wechseln, wodurch er wundliegt. Ich könnte es kaum ertragen, wenn ich dieser Schimpanse in dieser Situation wäre. Aber er erscheint nicht besonders deprimiert. Dieser Schimpanse war in seiner Kindheit ein Schelm, er nahm einen Schluck Wasser und spuckte es aus. Es änderte sich nichts an seinem spitzbübischen Charakter. Daher denke ich, Schimpansen sind ganz sicher nicht deprimiert über das Morgen. Außerdem denken sie nicht an die vor ihnen liegende Woche oder wie ihr zukünftiges Leben sein wird, sondern messen der Wirklichkeit, die sie hier und jetzt erleben, Bedeutung bei. Ich denke, Schimpansen sind von Natur aus so. Sie sind einfach, was sie sind. Schimpansen geben nie der Verzweiflung nach. Denn sie leben einfach im Hier und Jetzt.

Leider sind die Schimpansen eine bedrohte Tierart, da schädliche menschliche Aktionen in letzter Zeit zu einem drastischen Rückgang ihrer Zahlen geführt haben.

Es wird geschätzt, dass vor 100 Jahren mindestens 1 Million Schimpansen in Afrika lebten. Die Zahl von einer Million wurde errechnet anhand von Statistiken zur Bevölkerungs- dichte ihres Lebensraums: wie viele Schimpansen ein bestimmtes Gebiet bevölkern und in welchem Ausmaß sie den Regenwald bevölkern. Sie werden verstehen, dass es das grundlegende Problem ist, dass ihr Zuhause, die Wälder, tagtäglich immer mehr verschwinden. Aus diesem Grund ist ihr Lebensraum immer mehr am Schrumpfen und jetzt gibt es nur noch etwa 0,2 Millionen Schimpansen. Das größte Problem ist das Schrumpfen der Wälder. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen die Bäume roden. Wir roden Bäume, um Papier herzustellen. Ein anderer Grund ist, dass wir landwirtschaftlichen Flächen schaffen, indem wir Bäume in den Wäldern fällen. Mit der Ausweitung der Bevölkerung nimmt auch die Brandrodung zu. Das ist in jedem Fall das größte Problem, das die Entwaldung hervorruft. Das zweite Problem ist die Wilderei. Die Menschen, die in den tropischen Wäldern Afrikas leben, schießen Tiere, um sie zu essen, und Schimpansen sind ihre Nahrung. Das dritte Problem sind Krankheiten. Z. B. breiten sich Krankheiten wie Polio, Ebola und AIDS unter Menschen und Schimpansen über den jeweiligen Infektionsweg aus. Daher können Schimpansen mit Menschen-Krankheiten infiziert werden und das kann fatal sein. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch Entwaldung, Wilderei und Krankheit – alle Aktivitäten des Menschen - die Zahl der wilden Schimpansen abnimmt.

Um zur Rettung dieser schwindenden Primaten beizutragen, wünscht sich Dr. Matsuzawa zuiefst, dass seine Forschung die Herzen der Menschen verändert, sodass die Menschheit erkennt, dass alle fühlenden Wesen zur Familie gehören und daher unseren Schutz verdienen.

 

Lasst uns damit aufhören, Mensch und Tier als etwas Gegensätzliches zu sehen. Es ist klar, dass ein Mensch keine Pflanze sondern ein Tier ist. Es gibt kein besonderes Tier namens Mensch, sondern wir sind auch so eine Art Tier. Jedes Tier führt ein anderes Leben. Wir haben erkannt, dass alle Lebewesen aus allen genetischen Codes gemacht sind, die aus den vier Basen A, T, G, C bestehen: Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Es ist erst 10 Jahre her, seit das entdeckt wurde. Was Forscher und Wissenschaftler überraschte, war die Erkenntnis, dass Reispflanzen zu 40 %mit den menschlichen Genen übereinstimmen. Besonders, dass wir nicht so viele Gene haben, verglichen mit anderen Wesen. Auch dass unsere Gene nicht besonders komplex sind. Menschlichen Gene sehen ganz genauso aus wie die von anderen Lebewesen, von Schimpansen und sogar von Reispflanzen. Darum ist es erst ein paar Jahre her, dass wir tatsächlich die Realität von Bindungen im Leben und ihre wissenschaftliche Grundlage verstanden haben. Genau wie es die Auffassung über die Menschen gibt „Wir sind alles die gleichen Wesen oder die gleichen Menschen” so gibt es auch die Vorstellung, „dass alle Lebewesen miteinander verbunden sind”. „Die Lebewesen auf andere Art zu verstehen als auf die auf Menschen bezogene Sichtweise von der Welt“ könnte die wichtigste Botschaft dieser Schimpansenstudie sein.

Vielen Dank, Professor Tetsuro Matsuzawa, dass Sie der Welt die vielen grundlegenden Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Schimpansen zeigen. Wir beten dafür, dass die Menschheit dadurch, dass sie die hohe Intelligenz unserer Primaten-Vettern erkennt, wirklich bald deren Leben und auch das aller anderen wunderbaren Tiere unseres Planeten schätzen und schützen wird.

Weitere Einzelheiten über Dr. Matsuzawa finden Sie unter www.PRI.kyoto-u.ac.jp

Friedliche Zuschauer, wir haben uns gefreut, dass Sie heute zugeschaut haben bei Die Welt der Tiere: unsere Mitbewohner. Als Nächstes sehen Sie Erleuchtende Unterhaltung, nach Bemerkenswerte Nachrichten. Möge Ihr Leben gesegnet sein mit Noblesse und Güte.


 
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